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THOMAS ACHERMANN
Einsatz in Afghanistan

Der 28-jährige Thomas Achermann leistet für die Afghanistanhilfe Schaffhausen (AHS) zwischen dem 7. April und 26. Mai einen Volunteer-Einsatz in unserem Distrikt-Spital in Jaghori (Provinz Ghazni). Der ausgebildete Pflegefachmann arbeitet seit einigen Jahren für die Spitäler Schaffhausen im Psychiatriezentrum Breitenau. Während seinem Einsatz wird Thomas Achermann folgende Aufgaben und Tätigkeiten wahrnehmen:

– Unterstützung, Anleitung und Schulung des Pflegepersonals
– Begleitung eines Projekts der AHS im Bereich der Notfallmedizin
– Aufnahme von Handlungsbedarf zur Verbesserung des Spitalbetriebs
– Durchführung von Schulungen in Schul- und Waisenhäuser
– Unterstützung des Betreuungspersonals in unseren beiden Waisenhäusern

Thomas Achermann wurde auf seinen Einsatz in Afghanistan gut vorbereitet. Der ausgebildete Pflegefachmann hat auch ein paar Wörter Dari gelernt, um sich besser mit dem Pflegepersonal und den Patientinnen und Patienten verständigen zu können. Die Spitalleitung und fast alle angestellten Ärzte sprechen zudem recht gut Englisch, so dass die Verständigung keine Probleme bereiten sollte.

In seinem Reisegepäck wird er medizinische Sachspenden von Gesundheitseinrichtungen in der Schweiz mitführen. Der Schaffhauser Pflegefachmann wird während seinem Einsatz auch ein grösseres Projekt im Bereich der Notfallmedizin begleiten. Das Projekt umfasst die folgenden Arbeiten:

– Beschaffung und Einführung einer Neonatale Intensivstation (Neugeborenen-Intensivstation)
– Beschaffung und Einführung einer Intensivpflegestation
– Einführung einer Blutbank
– Beschaffung und Ausrüsten eines Ambulanzfahrzeuges und eines Generators für die Sicherstellung der Stromversorgung

Thomas Achermann wird auf diesem Blog regelmässig von seinem Einsatz und seinen Erfahrungen im Spital in Jaghori berichten.

11.04.2014 - Erste Tage in Kabul und Flug nach Bamian

Am Flughafen empfingen mich die Mitarbeiter der Shuhada Organisation und begrüssten mich herzlich. Der Weg vom Flughafen zum Shuhada Office, im Center von Kabul, dauert mit dem Auto in etwa eine halbe Stunde. Doch die Strasse ist mit Schlaglöchern übersät und der Verkehr ein Hindernisparcour und immer wieder passiert man Kontrollposten mit aufgetürmten Sandsäcken oder einzelne bewaffnete Wachmänner. Obwohl der Krieg seine Spuren hinterlassen hat, erblickt man immer wieder mal ein modernes Gebäude aus Glas oder ein Shoppingcenter errichtet nach moderner Architektur und Smartphone-Anbieter haben ihre übergrossen Werbetafeln am Strassenrand platziert und werben für Telefone mit 3G-Empfang.
Das Shuhada Office liegt an einer ruhigen Seitenstrasse und man fährt mit dem Auto durch ein bewachtes Tor in einen kleinen Innenhof an dem die Büros, das Sitzungszimmer, die Küche und ein Massenschlag angrenzen.
Im Büro von Jawad Wafa, der Deputy General Director, musste ich kurz warten, da er noch in einem Meeting war. Kurz darauf begrüsste er mich, bat mir Tee an und entschuldigte sich für die Wartezeit. Nach einem gemütlichem Gespräch mit Tee und Bonbons gab es schon Mittagessen, welches alle Arbeiter zusammen einnehmen und in der kleinen Küche auf einem Holzoffen von drei Angestellten zubereitet wird. Nach dem Essen wurden mir alle Abteilungen mit ihren ca. 40 Mitarbeiter vorgestellt. Unter anderem wurden mir auch die Massenschläge gezeigt, in welchem neun junge Männer hausen. Sie waren Waisenkinder aus Bamian oder Jaghori und studieren nun in Kabul. Bald soll es auch ein weiteres Zimmer für jungen Frauen geben.
Am nächsten Tag besprachen wir meine weitere Reise. Da die Hauptstrasse nach Jaghori zu unsicher und der Weg über die Berge noch mit Schnee bedeckt ist, wurde beschlossen am Folgetag nach Bamian zu fliegen. Dort werde ich die Projekte der Shuhada Organisation besuchen, welche von der Afghanistanhilfe Schaffhausen finanziert werden.
Bamian liegt ein halbe Flugstunde ausserhalb von Kabul. Fliegen sei die sicherste Art nach Bamian zu reisen, doch als ich das Flugzeug sah war ich mir da nicht mehr so sicher.
Doch der Flug verlief sehr gut und alle 24 Passagiere der kleinen Propellermaschine kamen heil an. Der Flughafen in Bamian beschränkt sich auf eine Schotterlandebahn und einen Arbeiter, der mit Hilfe eines selbstkonstruierten Motorradanhängers das Gepäck vom Flugzeug auf den Parkplatz fährt.
Im Hotel angekommen haben mich die lokalen Shuhada Delegierten empfangen und mein weiteres Vorgehen wurde geplant. Da immer noch Schnee liegt im zentralen Hochland Afghanistans warten wir in Bamian. Morgen darf ich die Kliniken, Schulen und Waisenhäuser besuchen, welche von der Shuhada Organisation betrieben werden und mit Unterstützung der Afghanistanhilfe Schaffhausen erbaut wurden.

14.04.2014 - Bamiyan, ein unfreiwilliger Stop, der sich lohnt

Geplant war eine direkte Reise nach Jaghori, doch der noch liegende Schnee verhindert meine Reise mit dem Auto über die Berge. Anfangs war ich enttäuscht, da ich mich auf das Spital und das Waisenhaus in Jaghori vorbereitet und auf meine Aufgaben sehr gefreut habe. Doch je länger ich hier in Bamiyan bin desto mehr erfreut mich mein unfreiwilliger Zwischenhalt.
Bamiyan, ein Fluss welcher das Hindukusch und Koh-e Baba Gebirge auf einer Höhe von 2’500m voneinander trennt und somit auch der Region und ihrer Hauptstadt den Namen verleiht.
Das Zentrum der Hauptstadt Bamiyan besteht aus einem Basar, welcher an einer dicht befahrenen Hauptstrasse liegt und viele Verkäufer in kleinen Häusern oder einfachen Strassenständen ihre Ware anbieten. Zu kaufen gibt es alles und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass der Teppichverkäufer den Verkehr anhält um seine Ware auf der Strasse aus zu rollen und zu präsentieren. Vom Basar erblickt man die in den Fels geschlagenen bis zu 58m hohen Nischen, wo einst die drei Buddhastatuen über das Tal wachten aber 2001 durch die Taliban zerstört wurden.
Die Afghanistanhilfe Schaffhausen (AHS) und die Shuhada Organisation (SO) haben in diesem Tal und in den umliegenden Dörfern diverse Projekte realisiert und einige davon durfte ich in den letzten Tagen besuchen. Die Siedlung und Klinik von Kart-e Solh, die nahe gelegene Highschool und das Waisenhaus, welches gleich hinter der Highschool liegt, sind nur einige der vielen Projekte, welche durch die AHS und SO umgesetzt oder unterstützt wurden. Ein kurzer Besuch machten wir auch im Frauenhaus, welches von der USAID erbaut wurde aber leider zur Zeit geschlossen ist und nun als Wohnhaus genutzt wird. Warum es geschlossen wurde, kann mir niemand so recht beantworten, doch so wie ich erahnen kann, fehlt die weitere Finanzierung und die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung besteht nicht.
Die Siedlung Kart-e Solh wurde von der Afghanistanhilfe und der Unterstützung von Dr. Sima Samar erbaut und umfasst 80 Wohnhäuser mit je einer Küche, einem Bad, einer Toilette und zwei Zimmer. So wurde eine Zuhause für die vielen Menschen geschaffen, welche zuvor in den Höhlen rund um die Buddhastatuen hausten.
Die medizinische Klinik der Siedlung wird von der Afghanistanhilfe finanziert und beschäftigt eine Ärztin, die rund um die Uhr für die Bewohner anwesend ist. Die Klinik besteht aus einem Untersuchungszimmer, Gebärsaal, Behandlungszimmer und einem Lager für Arzneimittel und Medikamente. Die praktizierende Ärztin ist mit einem Hausärztin in der Schweiz zu vergleichen und sorgt sich nicht nur um das körperliche Wohl der Patienten sondern klärt diese auch auf, bespricht mit ihnen soziale und psychische Problematiken oder verlegt sie weiter ins nahegelegene Spital.
Die Highschool für rund 2’000 Schüler wird staatlich betrieben und besitzt eine ‚Vreni Frauenfelder Bibliothek‘, denn Schulmaterial wie Hefte, Schreiber und Bücher müssen die Schüler selbst finanzieren. Bei einem Besuch in den Klassenräumen fallen mir einige Schüler ohne jegliche Schreibutensilien auf und Bücher mit denen im Unterricht gelernt oder gelehrt wird sind keine ersichtlich. Diese kleine aber wohlerhaltene Bibliothek gibt ihnen also die Möglichkeit Wissen aller möglichen Genre zu lernen und nachzuschlagen. Die Kinder gehen vom 7. bis zum 18. Lebensjahr zur Schule. Ein Lehrer unterrichtet zwischen 35 bis 60 Kinder gleichzeitig, je nach Fach und Jahrgang. Am Morgen gehen die Jungen zur Schule und am Nachmittag die Mädchen. Um die Schulgebäude befindet sich ein riesiger Schulhof, welcher sich zur Pausenzeit nicht von einer Schweizer Schule unterscheidet. Doch sind die rennenden und raufenden Jungs wieder in den Klassenzimmern, steht einzig und allein das durch die Witterung beschädigte Volleyballnetzt auf dem Geröllplatz.
Hinter der Highschool ist das Kart-s Solh Waisenhaus, welches momentan 65 Waisenkinder versorgt und sechs Angestellte beschäftigt. Wir waren kurz vor Mittag zu Besuch und daher waren nur Mädchen anwesend, da die Jungs ja in der Schule sind. Doch die Kinder haben ausserschulische Aktivitäten, wie Englischunterricht, Theater, Singen, Malen, Zeichnen, freitags selbstständig kochen und auch sie besitzen eine kleine Bibliothek. Die Kinder scheinen über meinen Besuch überrascht zu sein und sind anfangs sehr schüchtern. Doch nach und nach zeigen sie mir stolz ihre Zimmer und singen noch spontan ein Lied. Die Mädchen bleiben im Waisenhaus bis sie die Universitätsreife erreicht haben und die Knaben müssen leider im Alter von 13/14 Jahren ins Waisenhaus nach Jaghori wechseln, da eine gemischtgeschlechtliche Unterbringung in diesem Alter gesellschaftlich nicht geduldet wird. Doch Ideen zur Lösung dieses Problems werden gesammelt. Als Geschenk hatte ich leider nur einen Sack Schokolade mit dabei, da der Besuch ja nicht geplant war. Die Antwort auf die Nachfrage was ich Michael Kunz und Vreni Frauenfelder ausrichten soll und was sie gerne hätten, war schlicht und einfach, dass sie uns bald wieder besuchen kommen.
In den nächsten paar Tagen sieht die Lage noch nicht so aus, als würde der Schnee schneller schmelzen, doch ich freue mich jeden Tag aufs Neue, Projekte der AHS und SO besichtigen zu dürfen.

01.05.2014 - Ein Tag im Waisenhaus und Menschenrechtskonferenz

Der 28. April ist ein Nationalfeiertag in Afghanistan. Es wird an den Ausbruch der Sauerrevolution im Jahr 1978 gedacht. An diesem Tag vor rund 35 Jahren hat auch eine lange Zeit des Friedens sein Ende gefunden und daher wird dieser Tag nicht von allen gefeiert, wie mir erklärt wird. Doch die offiziellen Ämter und Schulen haben ihre Pforten geschlossen und in Kabul marschieren die Soldaten im Gleichschritt in einer Parade durch die Strassen.
Da also kein Schulunterricht stattfand, hatten mich die Kinder im Waisenhaus eingeladen, den Tag mit ihnen zu verbringen. Um acht Uhr früh ging es los mit einem mir unbekannten Ballspiel, welches aber unserem Völkerball sehr ähnlich ist. Nachdem ich dutzende Male getroffen wurde, musste ich schmerz- und altersbedingt eine Pause einlegen und hatte daher Zeit, nicht so schmerzhafte Klatschspiele kennen zu lernen.
Während wir spielten bat mich eine Betreuerin ins Lehrerzimmer. Ihr wurden am Vortag im staatlichen Provinzspital von Bamyan Spritzen, Ampullen mit Antibiotika und Kochsalzlösung zum Auflösen des Antibiotikums mitgegeben, welche sie sich zweimal täglich intravenös verabreichen sollte. Im Gespräch wurde mir klar, dass sie vom Arzt nicht informiert wurde, was für Medikamente sie sich verabreichen musste und welche Erkrankung sie hat. Sie zeigte mir einige Dokumente mit Blutwerten und ein Rezept. Ich wurde stutzig und fragte nach, wer ihr dann in den nächsten neun Tagen die Injektionen verabreichen würde, wenn ich nicht da bin. Das Spital befindet sich eine gute halbe Stunde Fussmarsch weit entfernt vom Waisenhaus. Sie lacht und meinte, dass sie eigentlich in die nahegelegene Klinik der Shuhada und Afghanistanhilfe gehen könnte, doch heute möchte sie die Chance Nutzen und von einem Schweizer Pfleger behandelt zu werden.
Vormittags wurde ich auf einem Spaziergang zu einer Anhebung, die sich gleich hinter dem Waisenhaus befindet, eingeladen. Zwei der älteren Kinder trommelten eine Gruppe von etwa 15 Kindern zusammen, welche uns auf dem Spaziergang begleiteten. Auf dem Hügel angekommen, hatten wir dank dem klaren Wetter, einen wunderschönen Überblick über das Tal von Bamyan und die Kinder zeigten mir die verschiedenen Dörfer, wo ihr Schule ist und deuteten auf kreisförmige Aushübe hin, wo einst Maschinengewehre standen und Sandsäcke aufgestapelt waren. Beim Weitergehen fiel mir auf, dass einige Kinder zurück blieben und mit Stecken den Boden aufscharrten. Beim genaueren Beobachten wurde mir klar, dass sie kleine Pflanzenknollen suchten, schälten und assen. Mir wurde gezeigt, wo geeignete Stellen sind zum Graben und wie man die Knollen schälen muss. Nach kurzer Zeit hatte ich meinen ersten Ertrag und war überrascht über den leicht süsslichen und sehr erfrischenden Geschmack. Doch satt wurde ich von den Knollen nicht und daher war ich froh, als wir für das Mittagessen ins Waisenhaus zurückkehrten.
Die Mahlzeiten werden gemeinsam im grossen Speisesaal eingenommen. Die Sitzordnung ist nach Schlafzimmer aufgeteilt, denn jedes Kind hat sein Ämtli. Die täglich rotierenden Aufgaben sind: Tisch decken, Tisch abräumen, Abwasch, Zimmerordnung, Korridor fegen und Toiletten schrubben.
Anschliessend gehen die jüngeren Kinder in ihre Zimmer für einen Mittagsschlaf. Die Älteren laden mich zu Tee und Süssigkeiten ein, um mehr über die Schweiz und mich zu erfahren. Als ich ihnen erzählte, dass wir bis vor kurzem eine Art Nummernschild für ein Fahrrad lösen mussten und auf unsere Abfallsäcke eine Art Briefmarken kleben, damit diese wie bei der Post bearbeitet werden, amüsieren sie sich verständlicherweise sehr.
Am Nachmittag wollten wir eine Partie Volleyball spielen, doch es begann zu regnen. Ich war enttäuscht, doch die Kinder sassen am Fenster oder standen unter dem Vordach und schauten erfreut dem Regen zu. Da es selten regnet und wenn, dann nur kurz, ist es ein spezielles Ereignis und man freut sich, dass der Boden wieder bewässert wird. Als ich ihnen erzählte, dass meine Freunde und Familie in den letzten Tagen über den lange anhaltenden Regen klagen und bei uns ein sonniger Tag Freude bereitet, sind sie erstaunt, dass es über mehrere Tage regnen kann.
Den Englischunterricht liessen wir ausnahmsweise ausfallen, da es ja ein Feiertag war und es noch leicht regnete oder ich noch immer erschöpft von den Ballspielen am Morgen war.
Zwei Tage danach wurde ich eingeladen, um bei einer Konferenz bzgl. Menschenrechte mit speziellem Fokus auf die Rechte der Frau in Afghanistan, teilzunehmen. Im Saal waren bis an die hundert Personen und ein Dolmetscher stand mir zur Seite und erklärte mir fortlaufend, was gesprochen wurde. Der Anlass wurde von Dr. Sima Samar’s Shuhada Organisation geleitet und viele Offizielle, sowie der lokale Polizeidirektor, Politiker und Mullahs, hielten ein kurze Rede. In den Ausführungen ging es hauptsächlich um eine Gesetzesänderung, die vor drei Jahren eingereicht wurde, um die Rechte der Frauen in Afghanistan zu sichern. Doch bisher hat sich die Regierung gesträubt, dieses Gesetz zu unterzeichnen und umzusetzen. Am Ende der Diskussion wird ein grosser Banner mit den darauf gedruckten Gesetzesänderungen von vielen Beteiligten unterzeichnet – als ein Zeichen an die Regierung.

25.05.2014 - Eine erlebnisreiche Woche mit neuen Freunden

Am 11. Mai 2014 kamen Vreni Frauenfelder, Roman Giger, Michael und Andi Kunz in Bamyan an. Den kurzen Aufenthalt in Kabul nutzten sie, um ihre beiden Projektpartner – die Shuhada Organization und die Ayrub Development and Welfare Group – zu treffen.
Ihr Aufenthalt in Bamyan beschränkte sich auf wenige Stunden, da noch eine 15-stündige Autofahrt nach Jaghori zum Provinzspital und den Waisenhäusern der Afghanistanhilfe vor uns lag. Doch Michael Kunz, Präsident der Afghanistanhilfe, und Rauf Naveed, Executive Director der Shuhada Organization, nahmen sich trotz des kurzen Aufenthaltes einem Moment Zeit, das neue Ambulanzfahrzeug für das Spital in Jaghori zu begutachten. Nebst vier Jeeps fuhr auch das Ambulanzfahrzeug im Konvoi nach Jaghori mit und wurde so auf Kolben und Achsen getestet. Die schlammigen und mit Schlaglöchern übersäten Trampelpfade sowie die von kleinen Erdrutschen oder Lawinen beschädigten Strassen, machten die Fahrt über den Hajigak-Pass (3890 m.ü.M.) für Lenker, Passagiere und Fahrzeuge zu einer Tortur. Doch die Aussicht auf die unberührte Gebirgslandschaft und das Passieren der kleinen Dörfer und ihrer freundlich grüssenden Bewohner machten die Fahrt zu einem einmaligem Erlebnis. Immer wieder wurden „Foto-Stops“ eingelegt oder kurzerhand ein grosser Teppich für ein Picknick ausgerollt und auf einem Gaskocher frischer Tee zubereitet.
Nach vielen müde machenden Stunden im Auto wurden wir in Jaghori herzlich von den Waisenkindern und ihren Betreuern empfangen. Nach einer kurzen Begrüssungszeremonie genossen wir eine Giesskannendusche mit warmem Wasser vom Holzofen. Die Kinder konnten es kaum erwarten, sich mit „Sister Vreni“ und „Brother Micheal“ zu unterhalten und ihre neuen Begleiter kennen zu lernen. Die ca. 120 Mädchen und Jungen sind zwischen 2 und 20 Jahre alt und in zwei separaten Waisenhäuser untergebracht. Wir waren im Mädchen-Waisenhaus zu Gast, doch die Jungs nahmen täglich den 20-minütigen Fussmarsch auf sich, um an den Spielen und Gesprächen mit den ausländischen Gästen teilnehmen zu können. Auch hier in Jaghori, wie im Waisenhaus in Bamyan, wird aufeinander geachtet. So werden die jüngeren Geschwister in die vordere Reihe gelassen, wenn sich wieder eine Kindertraube um Vreni bildete, um Geschichten zu hören oder neue Lieder zu erlernen. Auch bei den Ballspielen wurden die Jüngeren mit einbezogen und bei Gruppenfotos in die vordere Reihe gestellt. Abends haben alle miteinander gegessen. Anschliessend fand ein Abendprogramm statt, ähnlich wie wir sie aus den Schullagern kennen. Manchmal sang auch der Executive Director, Rauf Naveed, einige Lieder in Begleitung einiger Musiker. Die Kinder sangen zu den heimischen Liedern mit und klatschten im Takt.
Täglich besuchten wir die verschiedenen von der Afghanistanhilfe unterstützten Hilfsprojekte. Eines der Höhenpunkte war der Besuch des Provinzspitals in Jaghori. Wir durften Einblick in die alltägliche Arbeit des Gesundheitspersonals nehmen und sogar an einer Blinddarmoperation beiwohnen. Viele Patienten fahren viele schmerzliche Stunden über Schotterpisten, um ihr Leiden untersuchen und heilen zu lassen. Die Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen leisten mit den einfachsten Mittel und Materialien grossartige Arbeit. Es ist sehr bewundernswert mit anzusehen, wie die noch vor wenigen Jahren verfeindeten Ethnien – Paschtunen und Hazaren – Seite ans Seite den Spitalalltag bewältigen. Es mach den Eindruck, dass dies sowohl beim Personal wie auch bei den Patienten kein Problem darstellt. (Mehr Informationen zum Spital finden Sie im separaten Bericht).
Um den Transport der Patienten zu verbessern und schneller Erste Hilfe leisten zu können, wurde von der Afghanistanhilfe ein Ambulanzbus finanziert. Dieses wurde in Anwesenheit zahlreicher Waisenkinder und dem Gouverneur von Jaghori eingeweiht. Die Waisenkinder leiteten durch die Zeremonie, sangen Lieder und führten kleine Theaterstücke auf. Am Schluss wurde das erste Ambulanzfahrzeug der Provinz feierlich dem Spitaldirektor übergeben.
Da wir unsere Freizeit oft im Mädchenwaisenhaus mit Spielen, Sprechen und Singen verbrachten, beschlossen wir, an unserem letzten Tag noch einen Fussballmatch mit den Knaben zu spielen. Einige Mädchen begleiteten uns zur moralischen Unterstützung und für ein Volleyballspiel mit ihrem Brüdern. Die vier alten Männer aus der Schweiz wurden auf die beiden Mannschaften verteilt. Leider merkten wir schnell, dass wir eher ein Stein am Bein statt eine Verstärkung waren. Durch einen fraglichen Penaltyentscheid stand es beim Endpfiff 2:1 für das Team von Michael Kunz und Roman Giger. Dieses umstrittene Resultat wurde noch bis tief in die Nacht mit den Jungen diskutiert. Die Jungs klopften uns immer wieder tröstend auf die Schultern und wir bestärkten ihr Mitleid mit der Ausrede „Mangelndes Höhentraining“.

Für den letzten Abend haben die älteren Kinder ein Gedichte und Leider vorbereitet und vorgetragen. Die jüngeren erzählten Witze oder stellten Rätselaufgaben. Im Gegenzug sang der Schweizer Männerchor mit Sopranverstärkung von Vreni Frauenfelder ‚Roti Rössli‘ oder ‚Es Buurebüebli‘ – mit entsprechender Tanzeinlage, was herzliches Gelächter auslöste.
Leider mussten wir am nächsten Morgen das grüne Tal von Jaghori inmitten grauer Geröllhügel verlassen. Der Abschied von den Kindern schmerzte. Und die 15-stündigen Rückreise liess viel Zeit, sich über die Eindrücke aus dem Spital, die jungen Schicksale, die lachenden Gesichter, die neu gewonnenen Freunde, die Zukunft der Waisenkinder und das Fussballresultat Gedanken zu machen. Michael, Andi, Roman und ich sind Vreni Frauenfelder sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit für den Besuch in Jaghori erhalten haben und so viele aufgestellte junge und mit Hoffnung erfüllte Menschen kennenlernen durften.

27.05.2014 - Provinzspital Jaghori

Ein staubiger und steiniger Weg führt zum Spital. Kurz bevor man auf den Vorplatz des Spitals einbiegt, überquert man einen Bach, welcher die Strasse überschwemmt. Vor den Toren des eigentlichen Spitalgeländes, welches mit einer Steinmauer umzäunt ist, stehen die verstaubten Autos der bis zu einem halben Tag angereisten Patienten und Angehörigen. Aus sechs verschiedenen Distrikts und drei Provinzen reisen die Kranken über die holperigen und schwer befahrbaren Strassen zum Spital, um medizinische Hilfe im Spital zu bekommen. Ein Händler hat vor den Eisentoren, welches von zwei sogenannten Guards bewacht wird, seinen provisorischen Laden mit Laubdach aufgeschlagen. Er verkauft darin von Esswaren und Getränken über Hygieneartikel alles, was man für den Spitalaufenthalt braucht.
Eine Betontreppe führt in das zweistöckige Hauptgebäude. Im Eingangsbereich steht ein Vitrine mit einer Sammlung von Fotos von verschiedenen Operationen, welche im Spital durchgeführt worden sind. Für uns wirkt dies abschreckend, doch man zeigt hier gern und stolz das Können der Chirurgen. Eine zweimannsbreite Holztreppe führt in das obere Stockwerk, auf welchem sich links die Frauenzimmer befinden und rechts die der Herren. Bis zu zehn Patienten teilen sich ein Zimmer mit kahlen Betonwänden. Sie erholen sich auf rostigen Stahlbetten, welche über keine Einstellfunktionen verfügen, von der Operationen. Infusionsständer aus Metall sind Mangelware. Oft hängt die Kochsalzlösung an einem Haken angeschraubt an einem selbstgezimmerten Holzständer. Meist sitzt ein Angehöriger neben dem Bett und reicht dem Patienten Wasser, leistet ihm Gesellschaft oder ruft der Krankenschwester, welche nicht wie bei uns mittels Knopfdruck angerannt kommt. Auf dem Nachttisch neben dem Bett liegen die zusammengehefteten Papiere, auf welchen die Krankheiten der Patienten beschreiben sind.
Der Operationssaal befindet sich am Ende des Ganges im unteren Stockwerk. Die Patienten werden mit einer Bare die Treppe rauf und runter transportiert, da das Spital über keinen Lift verfügt und die Betten nicht auf Rollen stehen. Vor dem eigentlichem Operationssaal hat es zwei Schleusenräume. Im ersten werden die Schuhe gewechselt und im zweiten die Hände gewaschen sowie die OP-Kleidung angezogen. Die Einrichtung und das Equipment des OP’s erinnert an Fotos der frühen Fünfzigerjahre. Meist sind zwei Ärzte am operieren, ein Schwester reicht die Instrumente und ein Anästhesist überwacht den Patienten und beatmet ihn mit einem Ambobeutel, wenn notwendig.
Neben dem Operationssaal haben die Chirurgen ihre Büros und dann folgt das Schwesternzimmer und weitere Patientenzimmer. Eine Krankenschwester arbeitet von 8:00 bis 15:00 Uhr und ist für ein Zimmer zuständig, in welchem zehn Patienten liegen. Ihr steht keine Hilfskraft zur Verfügung und Zeit für die Unterstützung der Körperpflege oder Mobilisation besteht kaum. Eine Pflegefachfrau und ein Arzt arbeiten in der Nacht und hoffen, dass sie ein wenig zur Ruhen kommen, da sie am Vor- und Folgetag ihre normale Schicht leisten müssen.
Hinter dem Hauptgebäude befindet sich der ambulante Untersuchungstrakt mit EKG, Ultraschall, Impfzimmer, Röntgenapparat, Labor und drei Untersuchungszimmer. In den Gängen stehen die Menschen in Schlagen oder sitzen auf Holzbänken und warten auf ihre Untersuchung, welche ihr der Arzt oder die Ärztin auf ein Notizzettel geschrieben hat. Auch der Vorhof ist voll mit wartenden Männern, Frauen und Kindern. Bevor sie einen Arzt kontaktieren können, müssen sie sich vorgängig anmelden und im Vorhof warten bis ein Guard ihren Namen aufruft. Über 40 Patienten untersucht ein Arzt an einem gewöhnlichen Tag und ist jederzeit abrufbereit für Notfälle – auch nach dem Feierabend.
Während die Patienten auf ihre Behandlung im Vorhof warten, werden sie in einen Zelt im Hof über Krankheiten, Hygiene, Prophylaxe und Familienplanung aufgeklärt. Die Zeit im Spital der weithergereisten Patienten und Angehörigen soll sinnvoll und gut genutzt werden.
Eine der neuen Anschaffung, welche von der Afghanistanhilfe Schaffhausen finanziert wurde, ist ein Stromgenerator. Der Grund für die Anschaffung war der Umstand, dass die bisherige Leistung des Stroms aus dem staatlichen Netz und durch einen in die Jahre gekommenen Generator nicht ausreichend ist und der Strom immer wieder ausfiel. Die Einrichtung einer Blutbank war daher unmöglich, da eine solche eine konstante Temperatur benötigt. Bisher musste eine Bluttransfusionen immer direkt von Patient zu Patient vorgenommen werden. Mit dem neuen Generator kann eine Blutbank eingerichtet und für eine Reserve an Blutkonserven angelegt werden. So muss nicht immer zuerst ein geeigneter Spender gefunden werden, wenn ein Patient dringen eine Bluttransfusion benötigt.
Trotz diesen einfachen Mitteln und für uns schwer vorstellbaren Bedingungen werden im Jahr rund 30’000 Patienten ambulant behandelt, rund 700 Patienten operiert und über 1’000 Kinder zur Welt gebracht. Im Gespräch mit dem Pflegepersonal wird klar, dass sie stolz auf ihr Spital sind, da es für afghanische Verhältnisse sehr gut eingerichtet ist und die Menschen von weither anreisen um sich behandeln zu lassen. Doch sie wünschen sich personelle Unterstützung, da sie täglich von hilfesuchenden Patienten überrannt werden. Der Wunsch wurde geäussert, einen weiteren Arzt, sowie eine Krankenschwester und eine Hebamme anzustellen. Die Afghanistanhilfe wird diesen Wunsch gut abklären, da sie die laufenden Kosten des Spitals trägt und der Gesundheitsminister wenig Interesse am bevölkerungsstärksten Distrikt Jaghori zeigt.
Eine weitere Besonderheit des Spitals ist ihre ethische Durchmischung. Der Spitaldirektor ist ein Hazara, der Chefarzt ein Paschtune – zwei Volksgruppen, die sich noch vor einigen Jahren gnadenlos bekämpft haben. Auch das restliche Pflegepersonal und die Patienten sind ethisch gut durchmischt. Für das Pflegepersonal ist es wichtig und selbstverständlich, keine Patientin und kein Patient zu bevorzugen oder zu diskriminieren. Dies zeigt sich auch an der gemischten Zimmereinteilung und Warteschlangen vor den Untersuchungszimmer.

31.05.2014 - Ende der Berichterstattung von Thomas Achermann aus Afghanistan

Thomas Achermann ist wie geplant am 26. Mai zusammen mit Vertretern der Afghanistanhilfe in die Schweiz zurückgereist. Er arbeitet wieder für die Spitäler Schaffhausen im Psychiatriezentrum Breitenau. Der Vorstand der Afghanistanhilfe bedankt sich bei Thomas Achermann ganz herzlich für seinen geleisteten Volunteer-Einsatz für die Projekte der Afghanistanhilfe und wünschen ihm alles Gute für seine Zukunft. Hiermit endet die Berichterstattung von Thomas Achermann in diesem Blog. Vielen herzlichen Dank für Ihr Interesse.

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